Gewinnen mit Hirn, Herz und Hand
In unserer neuen Rubrik „Rekrutierung neu erfinden“ widmen wir uns regelmäßig verschiedenen Aspekten dieses Themas. Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass unsere Wirtschaft unter einer Verknappung an Talenten leidet. Ist dies eher ein Problem oder eine Chance? Wir konzentrieren uns auf die Chancen.
Unser Thema heute:
Gewinnen mit Hirn, Herz und Hand
Es ist wohl inzwischen allgemeiner Konsens, dass Mitarbeiter durch ein hohes Gehalt allein langfristig weder zufrieden gestimmt, noch gehalten werden können. Und neue Talente zieht so eine Einseitigkeit meist weniger an als gedacht.
Es geht um mehr: Genannt als entscheidende Kriterien werden vor allem langfristige Entwicklungsperspektiven, Möglichkeiten zur Mitgestaltung im Unternehmen, flexibles Eingehen auf die Mitarbeiter und das soziale und menschliche Umfeld.
Hier ist vor allem Kreativität gefragt und der Mut, Neues auszuprobieren. Schauen Sie sich einmal z. B. auf YouTube die Imagevideos von Google an. Da werden keine harten Fakten zum Umsatz, Gewinn oder Markpositionierung aufgelistet. Im Vordergrund, stehen attraktive Aufnahmen von der lockeren (und dennoch offensichtlich effizienten) Arbeitsatmosphäre, zu den tollen Möglichkeiten der Pausengestaltung und dem Kreativität fördernden Arbeitsumfeld mit viel Grün, Sport und Relax-Bereichen.
Was ein Weltmarktführer kann, kann nicht jedes kleine oder mittelständische Unternehmen. Oder doch? Es kann zumindest diese Philosophie auf die eigenen Möglichkeiten und Gegebenheiten übertragen.
Ein mittelständisches Unternehmen in der Nähe von Frankfurt hat für seine Mitarbeiter gemeinsame Frühstücke, Englischkurse und einen Ruheraum eingerichtet. Dem nicht genug: Es hat auch eine Waschmaschine sowie einen Trockner angeschafft und Duschen installiert, damit, wer will, gemeinsam oder allein in den Pausen joggen gehen kann.
Ein anderes Unternehmen stellte durch Recherchen fest, dass seine Ingenieure überdurchschnittlich häufig beim Heavy Metal Festival in Wacken sind. Die Tickets für das Event sind innerhalb von 24 Stunden ausverkauft. Also beschloss das Unternehmen kurzerhand, mehrere Tickets zu kaufen und verloste diese unter allen interessierten Mitarbeitern. Auf diese Idee wurde sogar eine große deutsche Wochenzeitung aufmerksam und schrieb darüber. Kostenlose PR war also sozusagen ein Zusatzeffekt einer eher kleinen, aber offensichtlich sehr wirksamen Maßnahme.
Um als (Arbeitgeber)-Marke bekannter zu werden, schickte die Kölner Konditorei „Törtchen Törtchen“ ein Rezeptbuch auf Reisen und bat Blogger, Food-Aktivisten, Kunden und Fans Rezepte auszuwählen, zu backen und die Ergebnisse im Buch zu dokumentieren. Das Konzept war ein Mix aus Direkt-, Event-, Erlebnis-, Social Media- und Influencer Marketing. Merke: So eine Aktion hat viel Außenwirkung, aber ebenso eine immense Innenwirkung. Auch bestehende Mitarbeiter macht es stolz, wenn „Ihr“ Unternehmen Zuspruch erfährt.
Die Liste solcher guter und kreativer Kampagnen könnte sicher noch lange fortgesetzt werden. Und ganz bestimmt, könnte jeder Leser eigene Beispiele beisteuern. Es wird – wie immer - auch Stimmen geben, die Ihnen vorrechnen, dass sich solcher Aufwand nicht lohne.
Dem kann man nur mit den Worten des deutschen Schriftstellers Erich Kästner begegnen:„ Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“.
Die Serie wird fortgesetzt!
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Frau Nilgün Aygen ist Geschäftsführerin von ValYouBel und Profiles International in Deutschland und eine der angesehensten Expertinnen auf dem Gebiet des Recruiting. Ihr Buch „Die Besten für den Vertrieb“, aus dem viele der hier präsentierten Erkenntnisse stammen, ist sowohl bei Amazon als auch direkt beim Springerverlag erhältlich.
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