Was können HR-Leute vom Sport lernen?
Die deutsche Wirtschaft leidet unter dem Problem ''Talentverknappung''. Was zunächst einmal wie ein Problem aussieht, kann auch wie eine Chance betrachtet werden. Erfinden Sie Rekrutierung einfach neu!
Zugegeben, vom Sport lernen, heißt nicht automatisch siegen lernen. Dennoch: Gerade im Leistungssport gibt es viele bewährte Methoden und Konzepte, die auf das Recruiting im Unternehmen übertragen werden können.
Unbesetzte Stellen und lange Vakanzzeiten sind heutzutage das Problem vieler Unternehmen. Laut einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit betrug die durchschnittliche Vakanzzeit von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen im Jahre 2017 in der Softwareentwicklung 134 Tage, auf dem Bau (Meister) 138 Tage und in der Altenpflege 171 Tage. Klar ist, heute kann niemand mehr 6-9 Monate warten bis ein Personalberater geeignete Kandidatinnen und Kandidaten präsentiert.
Die Lösung haben wir im Sport gefunden.
- Halten Sie Ausschau nach Talenten
Im Profifußball zum Beispiel halten die Scouts ununterbrochen ihre Augen und Ohren offen um guten Nachwuchs zu finden.
Sogar die Scouts sind hart umworben und jeder Verein ist bestrebt, sich die besten und erfahrensten ins Boot zu holen. Warum? Weil es eben heutzutage zu spät ist, erst dann mit dem Suchen zu beginnen, wenn ein Vakanz akut ist.
- Bauen Sie eine Beziehung zu den Talenten auf
Die Scouts bauen schon im Jugendalter einen engen Kontakt zu den künftigen Leistungsträgern auf.
Wo kann man diese Talente finden?
- Suchen Sie in den eigenen Reihen, im eigenen Nachwuchs, der Region, gegebenenfalls auch bei Wettbewerbern
Nicht umsonst legen viele Fußballvereine so großen Wert auf die systematische Entwicklung eigenen Nachwuchses in clubeigenen Trainingszentren.
- Machen Sie das Management auf Talente aufmerksam
Ihre Mitarbeiter/innen sollten als „kleine scouts“ fungieren können. Die „kleinen scouts“ aus den Reihen der eigenen Belegschaft haben oft auch gute Hinweise parat, wo sich in ihrem Umfeld, geografisch oder auch sozial, geeignete Nachwuchskräfte tummeln. So etwas muss natürlich oft „von oben“ angestoßen und gefördert werden. Solches Mitdenken sollte vom Unternehmen auch durch passende Anerkennungen gewürdigt werden.
- Halten Sie Ausschau nach Reservespielern
Ein Fußballtrainer hat immer Reservespieler auf der Bank, die er im Bedarfsfalle unverzüglich einsetzen kann. So ein System können sich Unternehmen, vor allem kleine und mittlere, nicht leisten. Aber sie können dafür sorgen, dass „Reservespieler“ bereits sozusagen auf einem Zettel des Managements stehen. Unter Berücksichtigung der Kündigungsfrist des „Stammspielers“ wären sie dann rechtzeitig parat.
Und noch etwas:
- Bauen Sie eine positive Beziehung mit dem zweit- und drittplatzierten auf
Aus ehemaligen Bronze- oder Silbermedaillengewinnern können die künftigen Goldmedaillengewinner werden. Meist haben Unternehmen für eine Position 2-3 Kandidaten in der engeren Wahl und entscheiden sich dann für den vermeintlich besten und vernachlässigen oft die zweit- und drittplatzierten. Genau diese können zu einem späteren Zeitpunkt genau die richtigen sein.
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Frau Nilgün Aygen ist Geschäftsführerin von ValYouBel und Profiles International in Deutschland und eine der angesehensten Expertinnen auf dem Gebiet des Recruiting. Ihr Buch „Die Besten für den Vertrieb“, aus dem viele der hier präsentierten Erkenntnisse stammen, ist sowohl bei Amazon als auch direkt beim Springerverlag erhältlich.